Betrachtet man die Phasen des Sterbens und die Phasen einer Schwangerschaft, so kann man grundlegende Parallelen erkennen. Der Prozess des Sterbens ist mit dem Tod abgeschlossen – der Abschluss einer Schwangerschaft ist die Geburt. Sterbende werden in eine neue Existenz hinein geboren, lassen eine alte Hülle hinter sich, sie verlassen eine Gemeinschaft. Verstorbene lösen sich langsam von dieser Welt– das neu geborene Kind taucht langsam in diese Welt ein

Das an einen Tod anschließende „Wochenbett der Traue“ betrifft die Hinterbliebenen. Die Zeit der möglichen „Nachwehen“ dauert mindestens ein Jahr; ein Jahr in dem die betroffenen Trauernden lernen, sich in ihrem ungewohnten Alltag zurecht zu finden. Wie auch nach einer Geburt, beginnt für die Familie des verstorbenen Menschen ein neues Leben. Und, wie bei jeder Geburt, ist eine sachgerechte und einfühlsame Wochenbettbegleitung eine gesundheitliche Notwendigkeit. Die Fragilität des Zustandes der Trauer wirft die grundsätzlichen Fragen um Tod und Leben auf. Um so wichtiger ist eine Nachsorge im Falle von „Sturzgeburten“: plötzliche Todesfälle durch Krankheiten, Unfälle, Suizide, Schwangerschaftsabbrüche, Fehl- und Todgeburten.

Insbesondere für diese Formen der Umsorgung der Hinterbliebenen bietet sich eine neues Berufsbild an: Angehörige verschiedener Heilberufe können sich als Sterbeamme/ Sterbegefährte qualifizieren.

ANALOGIEN Sterben & Geburt

Die Schwangerschaft Die Zeit der Vorbereitung auf den Abschied mit den möglichen Sterbephasen.

Die Geburt Das Sterben, der letzte Atemzug ist der Aufbruch in eine neue und unbekannte Dimension für alle Beteiligten; für die Sterbenden selbst, und auch für die ihnen Nahestehenden.

Das Rooming-in Die Aufbahrung gibt allen Betroffenen die Möglichkeit, in Ruhe voneinander Abschied zu nehmen. Die Aufbahrung sollte bis zu drei Tage dauern, damit von allen begriffen und erlebt werden kann, wie die Person, die gestorben ist, sich langsam und allmählich aus dieser Welt zurückzieht und verabschiedet. Spätestens dann ist für alle tröstend klar geworden, dass niemals Menschen beerdigt werden, sondern nur ihre Hüllen, in denen sie Zeit ihres Lebens auf der Erde gesteckt haben.

Im besten Fall endet die Aufbahrung mit einer Aussegnung, die für alle Beteiligten das Ende des gemeinsamen Lebens verdeutlichen soll und ihnen die Möglichkeit gibt, in die eigene Zukunft zu schauen.

Das Wochenbett Das Trauerjahr beginnt mit dem Abschluss der Aufbahrung.

Trauernde wissen nur zu gut, wie schwer der weg zurück in einen unbekannten Alltag ist. Die Sehnsucht nach denen, die plötzlich verschwunden sind, ist schmerzhaft. Eine unmittelbare Integration in den normalen Alltag – wie er von außen vorgegeben scheint – ist für Trauernde unmöglich.